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Die Erfindung der Brille

Alte Brille liegt auf altem Schriftstück
Für uns ist es heute selbstverständlich bei einer Fehlsichtigkeit oder einer altersbedingten Sehschwäche eine Brille zu tragen. Dies war nicht immer so. Die Entwicklung der modernen Brille dauerte ungefähr 700 Jahre. Begleiten Sie uns auf eine Reise in die Geschichte der Brille – vom Lesestein bis zur Ohrenbrille – und erfahren Sie, warum die Brille „Brille“ heißt und wer als Erfinder der Brille gilt.

Warum heißt die Brille eigentlich Brille?

Ihren Namen verdankt die Brille dem Halbedelstein „Beryll“, aus dem die ersten Sehhilfen hergestellt wurden. Eine aus Beryll gefertigte Linse wurde als „Brill“ bezeichnet. Zwei Linsen bzw. zwei Gläser erhielten den Namen „Brille“.

Die Geschichte der Brille

Erst im 13. Jahrhundert wurde mit dem „Lesestein“ die erste Sehhilfe erfunden. Zuvor mussten sich die Menschen, die unter einer Sehschwäche litten, anderweitig Hilfe suchen. So ließen sich beispielsweise viele Gelehrte des Altertums das Geschriebene, das sie nicht selbst entziffern konnten, vorlesen. Auf die Idee, die Sehkraft mit einer geschliffenen optischen Linse zu verbessern, kam der arabische Gelehrte Ibn al-Haitam (* 965 † 1039).

Der Lesestein: die erste Sehhilfe

Der Geschichtsschreibung zufolge waren es westeuropäische Mönche, die die Idee des arabischen Gelehrten aufgriffen und aus Quarz, Beryll oder Bergkristall einen Lesestein und somit die erste richtige Sehhilfe fertigten. Hierbei handelte es sich um eine halbkugelförmige, konvexe Linse, die auf das Geschriebene gelegt werden konnte und die Schrift vergrößerte.

Die Nietbrille

Grafik Nietbrille
Gegen Ende des 13. Jahrhunderts verbesserte sich die umständliche Handhabung des Lesesteins. Die Linsen wurden nicht nur kleiner und flacher geschliffen, sie wurden darüber hinaus auch an einen Rahmen genietet, an dem ein Stiel angebracht war. So konnten die Linsen direkt ans Auge gehalten werden, was das Sichtfeld vergrößerte und das Lesen enorm erleichterte.

Die Bügelbrille

Als weiterer Meilenstein in der Geschichte der Brille gilt die Erfindung der Bügelbrille in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Dieses Brillenmodell zeichnete sich durch eine stabile Konstruktion aus. Die in den Rahmen gesetzten Gläser wurden durch einen Bügel verbunden. Damit die Brille nicht von der Nase rutschen konnte, erhielt sie ein geschlitztes Lederstück. Eine am Bügel befestigte Kette schützte die Brille vor dem Herunterfallen.

Mützen- und Stirnreifenbrille

Die Erfindung der Mützenbrille ab dem 15.Jahrhundert ist ebenfalls Teil der Brillen-Geschichte. Auch, wenn diese Brillenkonstruktion auf dem ersten Blick etwas befremdlich erscheint. Um die Brille vor dem Herunterfallen zu bewahren, statteten die Erfinder der Mützenbrille ihr Modell mit einer einfachen Halterung aus, die an der Mütze befestigt werden konnte. Mit der Stirnreifenbrille wurde die Mütze nicht mehr notwendig, um die Brille zu befestigen, denn sie bestand aus einem Metallreifen, der um den Kopf gelegt werden konnte.

Das Monokel

Grafik Monokel
So praktisch eine aus zwei Linsen bestehende Brille auch war, einige Entwickler hielten an dem Ein-Linsen-Modell fest. Es entstand das Monokel – die Weiterführung des Lesesteins in einer flach geschliffenen Version. Ab dem 16. Jahrhundert wurde die Linse nicht mehr vor das Auge gehalten, sondern zwischen Oberlid und Wange eingeklemmt. Erst im 18. Jahrhundert wurde es populärer und galt dann bei Herren als wichtiges Accessoire, das Bildung und Weltgewandtheit ausstrahlte.

Der Zwicker

Grafik Zwicker
Eine damals ebenfalls weit verbreitete Sehhilfe im 16. Jahrhundert war der Zwicker, der der Niet- und Bügelbrille ähnelte. Dank eines Federbügels, der die beiden Glasfassungen verband, konnte der Zwicker einfach auf die Nase gesetzt werden. Lederpolster sorgten für eine Minimierung der Druckstellen auf dem Nasenrücken.
Als Alternative zum Zwicker setze sich am Ende des 16. Jahrhunderts die Fadenbrille durch, bei der der Träger die eingerahmten Gläser mittels zwei Fäden, die am Hinterkopf verknotet wurden, befestigte.

Das Lorgnon

Grafik LorgnonIm 18. Jahrhundert erfreute sich das Lorgnon zunehmender Beliebtheit – eine Vorhaltebrille mit seitlich angebrachtem Stiel. Es gab es mit einem oder mit zwei Brillengläsern. Besonders gefragt war das zusammenlegbare Lorgnon. Hier ließen sich die beiden Gläsern mit Hilfe von Federn in den Scharnieren zusammenlegen oder hintereinander schieben. Besonders beliebt war das Lorgnon bei den Damen der Zeit. Sie trugen es oft als Accessoire.

Die Ohrenbrille

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts, also ca. 500 Jahre nach Beginn der Brillen-Geschichte entstanden die uns heute bekannten Ohrenbrillen, damals als „Schläfenbrillen“ bekannt. Das Besondere an ihnen waren ihre seitlich angebrachten Stangen und die Metallringe am Ende der Stangen, die für einen besseren Halt der Brille hinter den Ohren sorgten.

Wem gebührt die Erfindung der Brille?

Bis zur Entwicklung der modernen Brille dauerte es mehrere hundert Jahre. Westeuropäische Mönche legten mit der Erfindung des Lesesteins den Grundstein für die moderne Brille. Das erste Brillengestell, so wie wir es heute kennen, fertigte der britische Optiker Edward Scarlett 1727 in seiner Werkstatt.

Die Entwicklung der Brille bis heute

Im 20. Jahrhundert änderten sich neben den Formen der Gläser auch die Materialien der Fassungen. In den 1940er Jahren wurde Kunststoff als Material entdeckt, dass die Brillen leichter als bisher machte. Ab den 80er Jahren kam dann Titan als Leichtmetall für besonders leichte und robuste Fassungen zum Einsatz. Die Geschichte der Brille ist noch nicht zu Ende. Designer und Optiker experimentieren mit modernen Werkstoffen, modischen Designs und ultraleichten Rahmen. Heute sind Brillen nicht nur praktische Sehhilfen, sondern unverzichtbare Modeartikel. Der Auswahl an Formen, Materialien, Farben und Designs sind keine Grenzen gesetzt.

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